von Andreas Müller, StR CBG
am 23. Mai 2024
Die lobenswerte Absicht unserer Schülervertreter war es, ihre Mitschüler für die bevorstehende Meinungsbildung an der Urne zu sensibilisieren und die Auseinandersetzung mit demokratischen Prozessen zu fördern. Demokratie lebt vom Mitmachen! Das verdeutlichten auch die abwechslungsreichen anderthalb Stunden mit Gästen der SPD, AfD, CDU, Grünen, Linken und Freien Wähler (in der Reihenfolge der Sitzverteilung des aktuellen Brandenburger Landtages).
Nach dem kurzweiligen Speeddating leiteten Ole und Fabio in eine zeitlich begrenzte Fragerunde über, bei der die Politiker kurz und bündig Antworten auf relevante Fragen aus einem weiten Themenfeld geben sollten. Dabei zeigten sich die Gäste gut gelaunt und diskussionswillig, fanden unterschiedliche Lösungen hier, recht einheitliche Problembeschreibungen dort – zu große Klassen, zu wenige gut ausgebildete Lehrer, öffentlicher Personennahverkehr, Wohnraum und vieles mehr standen auf der Agenda.
Die Atmosphäre gestaltete sich offen und freundlich, im Publikum wurde neugierig verfolgt, was von den Gästen teils kontrovers geboten worden war. Das setzte sich bei der inhaltlich konkreteren Diskussionsrunde im weiteren Verlauf fort. Souverän moderierten Ole und Fabio diesen Austausch, der bereits mit „Sprengstoff“ begann, nämlich der Notwendigkeit, Koalitionen zu bilden, um regieren zu können. Beide Schüler hakten nach, forderten eindeutige Aussagen ein, zeigten kritisch, wie sich ein demokratischer Austausch gestalten muss. Gleichzeitig wahrten sie thematische Distanz und somit Professionalität: „Inhaltliche Kritik vonseiten der Kandidaten zu kommentieren, wäre ungeeignet gewesen, da wir nur moderiert haben“, hielt Fabio im Anschluss zu Recht fest.
Auf der Bühne entwickelte es sich zusehends hitzig. Eine leidenschaftliche Debatte entspann sich unter den Politikern um Auftreten und inhaltliche Linien der AfD. Anschließend begaben sich Fabio und Ole ins Plenum, denn nun war die Schülerschaft buchstäblich gefragt, „ihren“ Politkern auf den Zahn zu fühlen. Die Fragen aus dem Publikum bewiesen Kenntnisreichtum und Interesse, das Publikum nahm hörbar Anteil daran. Schließlich wünschte ein Schüler sich jedoch mit Blick auf das Geschehen auf der Bühne eine Rückkehr zur sachlichen Debatte, um zu populistischen Aussagen Einhalt zu gebieten.
Dieser finale Teil der Diskussion schwankte zwischen allgemeinen Themen wie der Schuldenbremse und sehr fassbaren Aspekten wie dem Schutz des Spielplatzes in der Nachbarschaft. Es galt auch der Wehrfähigkeit des Landes, dem neuen „PlusBus“ sowie dem Fachkräftemangel im Handwerk. Am Ende stand dann ein virtuelles, jedoch keineswegs repräsentatives Stimmungsbild, um den situativen Erfolg der Debatte widerzuspiegeln. Und während sich die Smartphones vorbei an unseren Sichtbetonwänden ihren Weg zum nächsten Funkmast suchten, ergriff Schulleiter Mario Sejnowsky das Wort. Er mahnte, den Hintergrund der Entstehung unseres Grundgesetzes in den Blick zu nehmen und dieses absolute „Erfolgsmodell“ zu würdigen: Konstruktives Reden und ebensolcher Umgang sollten auf dieser Grundlage möglich sein. „Diskutiert hart, aber mit demokratischem Respekt“, appellierte er an die Schüler und forderte zuletzt: „Geht wählen!“
Was unsere Schülervertreter hier in Abstimmung mit der Schulleitung weitgehend auf eigene Faust aus dem Boden stampften, war beeindruckend – für Schüler, Lehrer und Gäste. Die Vorbereitung und Realisierung betonte den unbedingten Willen, einen Beitrag zur Demokratiebildung am CBG zu leisten. Zu danken ist daher neben den Moderatoren den weiteren Unterstützern im Hintergrund und bei der Technik. Sie können stolz auf ihre Veranstaltung sein, weshalb es Oles Fazit letztlich auf den Punkt brachte: „Es hat Spaß gemacht und war flüssig.“
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